|
«Das Stück wurde inspiriert
von all jenen Momenten des Lebens, in denen ich das
Gefühl hatte, eine Gelegenheit sei vertan
worden. – Ein Requiem für die vielen
positiven Ereignisse, persönliche oder allgemeine,
die niemals Wirklichkeit wurden. So zumindest
lautete mein Ausgangspunkt. Aber über verlorene
Chancen zu klagen heisst vielleicht, gegen das
Leben selbst ungerecht zu sein. Wie können wir
zwischen guten und bösen Folgen von Entscheidungen
trennen? Ist das alte ‹ad astra per aspera›
(durch Nacht zum Licht) tatsächlich ein richtigerer
Weg?
Jedes Kunstwerk, das uns in einer
endgültigen Form vorgestellt wird, ein Buch, ein
Bild – ein Musikstück, wurde in einer
‹kontrollierten Umgebung› (als dem Leben
entgegengesetzt) geschaffen, wo die Folgen aller
Entscheidungen zu 100% in der Hand des Künstlers /
Schöpfers lagen. Für mich bedeutet Improvisation
das Gegenteil von rationaler intellektueller Form.
Was würde geschehen, wenn ein Abschnitt der
Improvisation Eingang fände in eine ansonsten
ganz strukturierte Komposition? Und wie erhielte
Musik, die fast in das Stück gelangt wäre,
eine zweite Chance? Können unzusammenhängende
Fragmente einen Sinn als musikalisch bereichernde
Erfahrung ergeben, wenn manche mit melodischem
Potential aufgeladen werden und andere rein
abstrakt scheinen?
Eine Hymne ist definiert als ein ‹Preisgesang›,
oft religiösen oder patriotischen Charakters. Ich
opfere alle verlorenen Chancen dieser Ode, unvollkommen
wie sie sein mag, um das Leben in der
Gegenwart zu preisen, – nicht den verlorenen
Gelegenheiten zum Trotz, sondern zum Dank!
Ich finde, ein Streichnonett ist ein höchst interessantes
Ensemble. Besonders in der ziemlich
unorthodoxen Verteilung der Instrumente: 3 Violinen,
3 Violen und 3 Celli – tatsächlich ein dreifaches
Streichtrio. Allein die Grösse dieses Ensembles
suggeriert mir einen grossen Klang –
ähnlich einem Kammerorchester. Das verhältnismässig
grosse Gewicht der tiefen Streichinstrumente
steht für ein eher dunkel und schwer getöntes Stück,
bietet aber zugleich grosse Ausdrucksmöglichkeiten.
In diesem Nonett hat jedes Instrument seine
eigene, einmalige Stimme und mindestens eine
führende Episode in der musikalischen Handlung.
Es sollte also ein höchst demokratisches
Stück Kammermusik sein.»
home
|
|
»The piece was inspired by
all those moments in life when I felt an opportunity was lost. - A requiem
for the many positive events, intimate or universal, that never came to
be. At least that is how I started out. But to mourn the lost chances is
perhaps to be dishonest to life itself. How can we judge between good and
evil outcomes of choice? Is the old “ad astra per aspera” (to the stars
through difficulties) in fact a more proper path to tread?
Any work of art that is presented to us in a
final form; a book, a painting – a piece of music, has been created in a
“controlled environment” (as opposed to life) where the outcome of choice
was 100% in the hand of the artist/creator. To me, improvisation
represents the opposite of rational intellectual form. What would happen
if a section of improvisation finds its way into an otherwise structured
composition? And how to have the music that almost made it into the piece
get a second chance? Can disunited fragments make sense as a musical
enriching experience if some are charged with melodic potential and others
seem purely abstract?
A Hymn is defined as “a song of praise”,
often of religious or patriotic character. I offer all chances lost this
ode, imperfect as it may be, to praise life at present, - not despite of
our lost opportunities, but thanks to them!
I find a string Nonet to be a most
interesting ensemble. Especially in this rather unorthodox distribution of
the instruments with 3 violins, 3 violas and 3 cellos, - in fact a tripled
string trio. The size of the ensemble alone suggests a big sound -
equivalent of that of a chamber orchestra. The proportional large amount
of low pitch instruments makes for a potentially dark and heavy timbered
piece, but offers a great arsenal of expression as well.
In the Nonet each instrument has its unique
voice and furthermore at least one leading passage in the musical plot. It
is thus intended to be a highly democratic piece of chamber music.«
|